Der Mensch als Geschöpf und Schöpfungspartner
Vor allem die Schöpfungserzählungen in Genesis 1,1-2,4a und Genesis 2,4b-24 beschreiben die biblische Sicht auf den Menschen und geben Antwort auf die Frage nach dem Menschen als Geschöpf Gottes.Folgendes Bild vom Menschen lässt sich (trotz aller Unterschiede in den Schöpfungserzählungen aufgrund von Entstehungszeit, Entstehungsort und Erzählabsicht) erkennen:
Der Mensch hat eine besondere Stellung innerhalb der Schöpfung
Der Mensch steht in einer besonderen Beziehung zu seiner Mitwelt: er ist Ziel- und Ausgangspunkt bei der Erschaffung allen Seins.
Der Mensch ist Geschöpf Gottes
Der Mensch ist, wie auch alle anderen Lebewesen, von Gott geschaffen. Er verdankt seine Existenz dem Schöpfungshandeln Gottes und ist ganz auf seinen Schöpfer
ausgerichtet. Alles, was der Mensch ist, ist er als Geschöpf Gottes.
Der Mensch steht in einer besonderen Beziehung zu Gott
Genesis 1,27a und 2,7b beschreiben die besondere Beziehung zwischen Mensch und Gott: Gott haucht dem menschen göttlichen Atem ein und macht ihn so zu einem "lebendigen
Wesen", welches ein Gegenüber Gottes ist. Der Mensch ist Gott so weit ähnlich, dass er zu ihm in Beziehung treten kann. Diese besondere Gottesbeziehung verleiht dem
Menschen seine unverlierbare Würde als Person.
Der mensch ist ein soziales Wesen
Die Schöpfungnsberichte machen deutlich, dass der Mensch als Frau und Mann geschaffen wurde. Beide Berichte sagen, dass der Mensch nicht allein sein soll, sondern auf
Gemeinschaft angewiesen ist. Nur im Zusammensein mit anderenMenschen wird der Mensch wirklich zum Menschen.
Der Mensch hat einen Schöpfungsauftrag
Mit der Sonderstellung des Menschen innerhalb der Welt untrennbar verbunden ist der göttliche Auftrag, die Welt verantwortungsvoll zu gestalten und zu bewahren.
Der Mensch soll seine Möglichkeiten und Begabungen sowie die Güter und Gaben der Erde vernünftig nutzen für ein friedliches Zusammenleben, Wohlstand und kulturelle
Entfaltung. Dieser universelle Auftrag Gottes an den Menschen bedeutet demnach nicht, dass der Mensch alles tun kann, was er will. Der mensch ist nicht unumschränkter
Herrscher, sondern dem Schöpfer gegenüber verantwortlicher Stellvertreter mit einem Segens-Auftrag bzw. Auftrag zur Sorge um die Schöpfung.
Der Mensch ist frei
Als Geschöpf Gottes ist der Mensch frei. Er kann autonom handeln, also tun, wozu er sich entschieden hat. Allerdings ist diese Freiheit nicht als absolute Freiheit
misszuverstehen: der Mensch ist an den Schöpfungsauftrag gebunden. Die Freiheit des Menschen ist somit eine theonom eingeschränkte Freiheit. Die von Gott geschaffene
Welt ist ein Freiheitsraum, in dem der Mensch sich zwischen "Gut und Böse" entscheiden kann. Damit kann der Mensch auch falsche Entscheidungen treffen.