Der Mensch - gut oder böse?

Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse?
Kann bzw. gutes oder böses Verhalten erlernt oder anerzogen, ist es angeboren und wird vielleicht sogar an die nächsten Generationen weitergegeben?

Zu diesen Fragen existieren in der Anthropologie vielfältige Meinungen. Zwei Tendenzen sind hier zu beobachten:
Für die einen kann Gewalt aus dem biologisch-genetischen Erbgut des Menschen erklärt werden: aus Sicht einiger Evolutionsbiologen ist der Mensch das gefährlichste aller Tiere- Gewalt ist hier das Erfogsrezept für eine erfolgreiche evolutionäre Entwicklung. Erst der Einfluss von staatlicher Ordnung und Kultur lässt diese Gewaltbereitbereitschaft abnehmen.
Der andere Pol widerspricht dieser Auffassung und sieht das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld als entscheidend für die Gewaltbereitschaft an.

Stellvertretend für diese beiden Ansichten stehen die philosophischen Positionen von Jean-Jaques Rousseau (1712-1778) und Thomas Hobbes (1588-1679).

Thomas Hobbes, der sowohl den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) als auch den englischen Bürgerkrieg erlebte, versucht in seinem Hauptwerk "Leviathan" (1651) philosophisch die Ursachen von Krieg und wie er zu vermeiden sei zu erklären.

Jean-Jaques Rousseau formuliert hierzu eine Gegenposition, eine natürliche Güte des Menschen voraussetzend.

In der folgenden Tabelle wird zu beiden ein eher knapper Vergleich der Argumentationen geführt, vertiefend können hierzu die Links zu den jeweiligen Postionen genutzt werden.


Der Mensch ist von Natur aus gut -
Jean-Jaques Rousseau
Der Mensch ist von Natur aus böse -
Thomas Hobbes
Ausgangspunkt Die Menschen lebten "frei, gesund, gut und glücklich". Dies ist der Naturzustand,in welchem der Mensch sowohl von der Sorge um Selbsterhalt als auch von Mitleid gegenüber anderen bestimmt ist. Allerdings entwickelt sich durch den Kontakt mit der Zivilisation zunehmend die Eigenliebe, was wiederum zu einem Leben in Ungleicheit und Zwietracht führt. Die Menschen erkennen, dass sie dem anderen Menschen ein Wolf sind (homo homini lupus); sie sind deshalb aber nicht "böse". Menschen werden trotz geordnetem Gemeinwesen von widerstrebenden Einzelinteressen geleitet. Lediglich aus egoistischen Motiven ist der Mensch bereit, auf persönliche Freiheit zu verzichten.
Erkenntnis Die Menschen erkennen ihre Abhängigkeit voneinander. Durch Eigentum entsteht die Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die Menschen müssen sich in einer Welt der Unsicherheit und Gesetzlosigkeit vernünftigerweise bemühen, jedem Angriff zuvorzukommen.
Zielpunkt Die Menschen müssen aus der Rückbesinnung auf den ursprünglichen Zustand einen "Gesellschaftsvertrag" entwickeln, in dem jeder seine Person und seine ganze Kraft unter die oberste Leitung des Gemeinwillens (volonté générale) stellt (in einem Gesellschaftsvertrag. Dieser soll Gleichheit durch staatliche Ordnung schaffen. Die Menschen müssen eine Einrichtung ersinnen, die zwischen ihnen Frieden stiftet, sodass zivilisatorischer Fortschritt möglich und und jeder Mensch dem anderen Menschen zum Gott werden kann - homo homini deus. Diese Einrichtung ist der Leviathan, der Staat, der in einem Gesellschaftsvertrag beschlossen wird. Der Verzicht auf Freiräume ist der Preis für den Schutz seitens des Staates.